Ich erteile Unterricht in schöpferischem Klavierspiel mit und ohne Noten und betreibe Entwicklungsförderung für Liedduos sowie für Ensembles in instrumentaler und vokaler Improvisation. 

Je nachdem bilden wir kleinste (Einzelunterrichts-) oder größere Entwicklungsgemeinschaften mit maximal 12 TeilnehmerInnen.

Ein bestimmtes technisches Niveau setze ich ausdrücklich nicht voraus. 

Wichtiger ist mir, was sich mit dem Vorhandenen anfangen lässt. Was könnte daraus werden? Insofern sind mir Amateure und Profis gleichermaßen willkommen. Denn für beide gilt, erfinderisch mit sich und den eigenen Möglichkeiten umzugehen und das Bestmögliche daraus zu machen.

Unterrichtseinheiten dauern nicht unter 90min. 

Preise hängen (auch) vom jeweiligen Einkommen ab und sind Vereinbarungssache. 

Unterrichtsort ist Gelsenkirchen-Resse. Für Weitgereiste besteht Übernachtungsgelegenheit im Hause.

 

Im Folgenden spreche ich von Schülern, Pianisten, Sängern oder Kollegen als von Frauen, Männern und Diversgeschlechtlichen, also ganz allgemein von Menschen. 

 

Was ist schöpferisches Klavierspiel? 

Das Wichtigste an meinem Unterricht ist mir die Potentialentdeckung. Was ist erkennbar? Was ist noch unbewusst geblieben oder unterschätzt? Was liegt bereit und müsste nur bemerkt und zur Fähigkeit entwickelt werden? 

Dazu gehe ich gemeinsam mit meinen Schülern den Weg der Aneignung und zur Entdeckung der inneren Angehörigkeit. So fragen wir etwa nach dem Wozu einer Komposition, eines Motivs, einer Harmonie- oder Tonfolge. Genauer, wir fragen gar nicht. Wir lassen gelten, so lange bzw. so oft, bis die Musik spricht oder besser, bis wir verstehen, was sie sagt. Wir singen und/oder spielen und lauschen auf Resonanz ­in uns – im Innehalten, in Pausen und Wiederholungen, auch da, wo sie nicht komponiert sind. Wir treiben – absichtlich – Keile zwischen Reiz und Reaktion (z.B. zwischen Phrasen oder auch Zählzeiten), um Freiheit zu gewinnen, um unserer inneren Stimme beim Mitsingen zuzuhören und unsere Phantasie als vorauseilend zu erleben. Was ist es, was uns an einer Klaviersonate, an einem Lied oder einem Popsong interessiert, bewegt oder begeistert? Welche Stelle, welche Melodie, welcher Klang, welcher Rhythmus? Wo werden wir (zunächst meist unbemerkt) schöpferisch, was haben wir innerlich schon vorgehört, bevor wir Tasten drücken oder singen? Was ist der Anlass, uns mit einer Musik zu verbinden, warum nehmen wir es auf uns, sie durch beharrliches Wollen (üben) in spielerischen Fluss zu bringen, auch wenn das schon Tausende vor uns getan haben?

Überhaupt, wie kommt es, dass wir heute einverstanden sein können mit dem, was jemand damals komponiert hat? Dass eine Musik geradezu von uns sein könnte, obwohl sie 200 Jahre alt ist? Oder uns doch jedenfalls betrifft oder rührt? Kann etwas so allgemein gültig sein, dass es durch Jahrhunderte hindurch gilt, für mich wie für so viele andere zuvor? 

In der Tat. Musik kann das. Und wir können es übrigens auch. Wäre Musik nicht so wie wir (gerne wären), könnten wir nicht von ihr ergriffen sein. In dem, was wir singen und spielen, erkennen wir uns selbst und das, was wir werden wollen. Wenn wir Musik machen, erziehen wir uns selbst zum Handeln aus Liebe (üben) und entwickeln unsere Menschlichkeit.

 

Technik

Viele technische Fragen des Instrumentalspiels oder Singens lösen sich, wenn das Warum einer Musik erkannt ist und einleuchtet; wenn die Schwierigkeiten ausbalanciert sind durch die Begeisterung von einer Musik, die aus Begeisterung entstanden ist: um 'Funken aus dem Geist zu schlagen', wie Beethoven gesagt hätte.

Aber natürlich müssen Hindernisse auch proaktiv überwunden werden, beispielsweise die fast uns allen gemeinsame Ungeduld und der daraus folgenden Neigung zur Eile. In einer Umgebungswelt, die in fast allen Lebensbereichen so gebieterisch nach Beschleunigung verlangt, kostet es viel Selbstüberwindung, beim Fortschreiten im eigenen Tempo heiter anzuerkennen, dass es – gemessen an Maschinen – zum Verzweifeln langsam geht. 

Und natürlich wird auch auf Hindernisse einzugehen sein, die mit persönlichen Prädispositionen und Eigentümlichkeiten zu tun haben, mit Beweglichkeit, Gedächtnis, kleinen Händen oder etwa auch, bei Sängern, Problemen mit der Intonation. 

Hier kann ich in Bezug auf pianistische Fragen wohl so gut wie immer helfen. 

Sängern empfehle ich, wofern sie von Gesangslehrern betreut werden, an ihren Unterrichtsverhältnissen festzuhalten, denn in gesangstechnischen Fragen weiß ich nur so ungefähr Bescheid.

 

Improvisation

Mein Improvisationsunterricht geht auf die gleichen Wurzeln zurück. Allerdings geht es hier nicht um die Aneignung von Werken sondern um Gegenwärtigkeit, die als Haltung erworben und zum Lebensgefühl entwickelt werden soll. Um das Potential an sich und seine paradoxe Gleichzeitigkeit von Leere und Fülle. Darum, dass jederzeit alles sein kann. Oder eben nichts. 

Zum Beispiel. Ich bringe einen Klang hervor oder eine Melodie oder einen Rhythmus und hoffe, dass sich das weitere schon ergeben wird. Es ergibt sich aber nichts. Ich sitze auf der Bühne und mir fällt nichts ein. 

Die Leute werden schon unruhig – Bühnenkünstlers Alptraum. Nun kann es aber sein und ich kann das sogar ein bisschen steuern, Geistesgegenwart vorausgesetzt, dass die äußere Ereignislosigkeit zur Idee des Augenblicks wird. Wenn ich nämlich den Spieß umdrehe und vom Opfer zum Täter werde. Dann bin es nicht länger ich, der unter einem Mangel leidet, sondern ich füge umgekehrt meinem heilig erschrockenen, aber klingelwachen Publikum eine Entbehrung zu. In der es sich dosiert davor fürchtet, dass womöglich ein peinlicher Abend bevorsteht. 

Ich darf das. Improvisation darf misslingen. Wer zu mir kommt bzw. überhaupt zu einem Konzert mit improvisierter Musik, nimmt die Möglichkeit des Scheiterns in Kauf. Ich scheitere aber gar nicht. Denn indem ich, indem wir ganz still werden und bereit, die entstandene Situation anzunehmen und mit ihr umzugehen, o Wunder, fließt es wieder.

Oder ich improvisiere im Ensemble, habe eine Idee vorgestellt und jemand fügt einen Kontrapunkt hinzu, auf den ich im Traum nicht gekommen wäre und der meiner Idee eine Richtung gibt, die mir überhaupt nicht in den Kram passt. Aber eben nun einmal da ist, die anderen haben's auch gehört, ich muss Stellung nehmen. Ich kann seinen Gedanken so wenig übergehen, wie im Gespräch ein Argument. Und es geht ja auch nicht um mich und ob ich mich durchsetze. Also entwickle ich mein Thema tapfer weiter, jetzt unter Berücksichtigung des unliebsamen Einspruchs meines Spielpartners. Und er seins. Und siehe, ein Dialog wird erkennbar, wir sprechen und bringen nach und nach in Erfahrung, worüber. Aus Rede und Gegenrede entsteht ein als gemeinsam erkanntes Thema. 

Und immer so weiter, eine ganze Probe, ein ganzes Konzert, ein ganzes Leben. Unentwegt muss ich mich (sanft) treten, das Unvorhersehbare behaglich zu finden. Und wissen, dass es geradezu hinderlich ist, zu wissen. Weil es dem, was werden will, fast immer im Weg steht. 

Ist das lernbar? Kann man das lehren? 

Unbedingt. Wir können aufwachen und geistesgegenwärtig werden, Freude haben am Experiment und daran, es durchzuhalten. Oder daran, dem Zweifel zu trotzen, dass alles nichts ist und nichts wird. Wir können vokales oder instrumentales Vokabular aufbauen und 'sprechen' lernen, wir können Antipathie zurückzustellen und Empathie entgegenbringen, wir können dafür sorgen, dass unsere Phantasie stets auf dem Sprung ist und wir können einander vertrauen. All das ist lernbar. Selbst der Bizeps des Vorstellungsvermögens, an dessen Kraft und Ausdauer beim Improvisieren fast alles gelegen ist, lässt sich trainieren wie ein Muskel. 

Gedanken zur Improvisation: https://www.youtube.com/watch?v=2KiyHLGZCtY

 

Was SchülerInnen erleben und schreiben: 


Matthias Kröger (Klavier): 

„Michaels Unterricht ist nicht vergleichbar mit meinen bisherigen Instrumentalunterricht-Erfahrungen. Es ging nicht primär um das „klassische“ Erlernen des Instruments, sondern darum, dass ich meine eigene Musikerpersönlichkeit im Gespräch mit Michael und im Unterricht neu kennenlernen konnte und weiterentwickelte. Ich hatte das Gefühl, dass ich noch nie mit einer solchen Tiefgründigkeit über Musik nachgedacht habe und alle, die ihren individuellen Zugang zur Musik (besonders mit dem Klavier) erweitern wollen, sind bei Michael genau richtig aufgehoben. Er hat sich wirklich Zeit beim Zuhören genommen und mich mit all seinen Ansichten und musikalischer Expertise inspiriert und spürbar weitergebracht.“ 


Celine Kammin (Vokale Improvisation):

Ich lerne sehr gerne von Michael, weil er ein berührender Pianist, Komponist und Improvisator ist und gleichzeitig ein einfühlsamer Lehrer, der viel erlebt hat, der aus einem universal großen Wissen schöpft und dem ich als Mensch vertrauen kann. Das gemeinsame Improvisieren fühlt sich viel unmittelbarer an als ein Gespräch.
Es kommt mir vor, als erhöre Michael meine „Seele“ hinter meiner Improvisation. Er entdeckt Seiten meiner Persönlichkeit und Potentiale, die mir vorher selbst nicht bewusst waren. Meine Blockaden und Wünsche werden mir durch das gemeinsame Improvisieren und das Gespräch bewusster. In manchen Improvisationen zerplatzen Blockaden wie von selbst und es befreit sich ein Wunsch, manchmal erfüllt dieser sich auch direkt im selben Moment. Das ist ein unglaubliches energetisches Gefühl. Es bereitet mir viel Freude schöpferisch im Miteinander tätig zu sein, und ich finde es spannend und wichtig, dass ich mich durch Improvisation jeden Tag neu kennen lernen und in Selbstbewusstsein und Empathie üben kann. Das sind Qualitäten, die mich durch mein Leben tragen.
Ich glaube die Seele ist nie ausgewachsen und sucht ständig nach Wachstum - genau das passiert hier!  



Nina Kristin Nussbaum (Liedgesang und Improvisation):

Wenn ich Musik erfinde bin ich in einem gesegneten Raum. Durch die Impulse von Michael gelingt es mir, in meinem schöpferischen Sein anwesend zu sein und dadurch komme ich in die Lage, wirklich in Beziehung zu treten, zu ihm, zu anderen. Es entsteht ein inspiriertes Miteinander, ganz aus dem tiefen Wunsch, einander verstehen zu wollen, ein Wir zu schaffen. Ich empfinde den Anderen in seiner Melodie und durch das, was in mich dazu ein-fällt, zeige ich mich in meiner Melodie. Die gemeinsame Musik entspringt aus einer einzigartigen und wesenhaften Begegnung vom Ich zum Du. Das Heilsame ist, dass ich über den Willen in Beziehung zu treten den Mut aufbringe, ich Selbst zu werden, und die Gewissheit entwickle, dass der Boden unter mir beim Gehen entsteht und dass mir im Grunde nichts passieren kann. Dadurch werde ich lebenstüchtiger, vertrauensvoller, lichtvoller.


Jana Neyaglov (Improvisation und Komposition):

Ich war seit 2022 Studentin von Michael Gees und sein Unterricht hat mir sehr, sehr viel gebracht. Unser gemeinsamer Unterricht hat mir von allen meinen Lehrern am meisten geholfen nicht nur an mich und meine Kompositionen zu glauben, sondern auch das, was ich intuitiv gefühlt habe, in mein Bewusstsein zu holen. Auch durch sein Vorbild habe ich extrem viel gelernt, weil er nicht nur als Lehrer, sondern auch als Improvisator, meiner Ansicht nach, der beste in Deutschland ist. Menschlich war er auch immer für mich da und hat  mich in schwierigen Momenten unterstützt. 


Nicklas John (Klavier und Improvisation):

Mit Michael arbeite ich sowohl an klassischer Literatur als auch an freier Improvisation und Improvisation mit vorgegebenem Material. 

An seinem Unterricht schätze ich vor allem die Art, in der wir an der Musik arbeiten: 

Michael schafft einen geschützten Raum für meine Anliegen, in dem ich zum lebendigen Ausprobieren und Experimentieren angeregt werde. Mit seiner Erfahrung sowohl in Pianistischer Technik, klassischer Musik als auch in der Impro gibt er mir Impulse, die nachwirken und neue Wege eröffnen. 

Mit Genauigkeit, einer großen Ernsthaftigkeit und Respekt gegenüber der Musik geht es in seinem Unterricht darum, sich dem Kern des Musizierens zu nähern.



Kurse

Improvisation kommt in Mode.
Kaum noch eine Großstadt ohne Circle Singing oder Improvisationsorchester.
'Klassische’ Musiker*innen machen Extempores zunehmend zum Bestandteil ihrer Programme. Musikwissenschaftler entdecken die Kunst des Augenblicks als einen Aspekt historischer Aufführungspraxis. Musikhochschulen lehren schöpferisches Musizieren. 

Wer hätte das vor noch zwanzig Jahren gedacht?
Extemporierte Kammermusik in der Elbphilharmonie, spontane Textvertonung im Wiener Musikverein: wir werden erleben, wie in den Kathedralen der Überlieferungskultur Musik live komponiert wird. Wie früher.

Es ist kein Zufall, dass die Improvisation in unserer Zeit eine Renaissance erlebt. Viele Menschen spüren, dass es auf Phantasie und Geistesgegenwart zunehmend ankommt und dass (gemeinschaftliche) Improvisation ein auch soziales Übungsfeld ist für den Aufbau positiver Abhängigkeit und Solidarität.

Hinzukommt: Genie ist kein Einzelwesen. Muße, Hingabe und Liebe zur Sache sind Talente, die uns alle zur Kreativität des Demokratischen (Joseph Beuys) qualifizieren, Profis wie Amateure.

Mehr als bisher will ich künftig dazu anregen, eigene Gestaltungsimpulse zu entwickeln und Spielregeln der Spontanerfindung und des musikalischen Miteinanders zu ermitteln, etwa bei Workshops für improvisierte, vokale oder instrumentaler Kammermusik, bei Liedkursen oder bei (Werkstatt- und Gesprächs-) Konzerten.

 

Anders musizieren – Frei spielen – Musik selbst erfinden – für Profis und Amateure, Sänger und Instrumentalisten

Wir machen Musik. Ohne Noten. Wir improvisieren – oder eigentlich: wir komponieren, schreiben aber nichts hin. Sondern bilden je nach Gelegenheit kleine oder größere Ensembles und bringen zusammen, was jeder von uns hören will. So entsteht durch Zuspiel und Zusammenklang eine andere, ’neue‘, jedenfalls unerhörte Musik, auf die keiner von uns allein gekommen wäre. Dabei gibt es keine falschen Töne, sondern ein Wechselspiel der Absichten. Bspw. die Frage danach, wer meine Idee erkennt und darauf eingeht. Oder umgekehrt die Begeisterung für die Idee des anderen und den Wunsch, sie zu unterstützen, Entwicklungshilfe zu leisten und Mitverantwortung zu tragen.
Zur Anregung musizieren wir aufeinander aufbauend unsere (Vor-)Namen und ihre Bedeutungen, schichten Zusammenklänge, erhorchen ihr melodisches Potential, üben uns in lebendigem Kontrapunkt, führen einander oder folgen, erfinden Responsorien, Soli und Begleitungen, dirigieren einander (Instant composing), vertonen Befindlichkeiten oder Situationen und experimentieren mit einfachen musikalische Formen (Lied, Song, Scherzo, Rondo). Und natürlich mit Gestaltungsideen der TeilnehmerInnen, denn darum geht es: zu erleben, dass es auf Phantasie und Geistesgegenwart ankommt und dass gemeinschaftliche Improvisation ein auch soziales Übungsfeld ist.

Zum Abschluss spielen wir vor kleinem oder größerem Publikum, vielleicht aber auch einfach nur für uns eine Art Werkschau. Wobei es hier nicht um Gewordenes geht, also ein ‚fertiges‘ Stück, sondern um das Werden selbst, um die Art und Weise, in der Musik zur Sprache wird, durch die wir Zusammenhänge denken. Und natürlich darum, auch unsere Hörer*innen zur Entdeckung ihrer Selbstwirksamkeit anzuregen.

Jeden Montag von 17.30 bis 20.00h, in der Kellerbar des Consol Theaters in Gelsenkirchen

Anmeldung: https://www.vhs-gelsenkirchen.de/programm/kultur-und-gestalten.html/kurs/600-C-2522112/t/anders-musizierenoder gees@consoltheater.de

Die ärmste Stadt Deutschlands hat das wärmste Theater: https://consoltheater.de

 

Zukunftsmusik – Für Menschen, die gern singen, Profis und Amateure

Was ist daran zukünftig? Werden wir oft gefragt. 

Also: wir machen Musik – ohne Noten. Weil wir Musik selbst erfinden.
Jeder fängt mit jedem etwas an. Jeder tritt zu jedem in tönende Beziehung.
Jedes akustische Ereignis gilt und ist Anlass zur Entwicklung.
Es gibt nichts Falsches.
Niemand ist verzichtbar, ob Profi oder Amateur, jeder kann etwas gut, jeder hat Schwächen, jeder lernt von jedem.

In Zukunftsmusik gehen wir die freiwillige Selbstverpflichtung ein, zu andern Menschen und ihren Ideen in förderliche Beziehung zu treten. Dabei spielt es keine Rolle, wie wir ihre Beiträge 'finden'. Jede auch noch so bescheiden vorgebrachte Tonbewegung soll gelten und Anlass sein dürfen, vorurteilslos weiterentwickelt zu werden.
Dazu nehmen und geben wir einander Freiheit und gewinnen so einen basisdemokratischen Konsens zurück.

Voraussetzungen zur Teilnahme: Zukunftsmusiker sollten experimentierfreudig sein und ein einfaches Lied singen können. 

Jeden Dienstag um 19.00h in der Kellerbar des Consol Theaters in Gelsenkirchen

mit Michael Gees und Gabriele Czeschinski https://www.consoltheater.de/ensemble-zukunftsmusik

Anmeldung: gees@consoltheather.de

Die ärmste Stadt Deutschlands hat das wärmste Theater: https://consoltheater.de

 

In der Arbeit mit Michael Gees hat man die ganze Zeit das Gefühl, selber Profi zu sein. Teilzuhaben an einer Welt, zu der man seinen eigenen, bescheidenen und doch wesentlichen Anteil zu geben und zu haben hat. 

Gabi C.

 

Ein ungewohntes Zusammenwirken, um Musik zu machen, zu erleben, zu erforschen und letztendlich ansatzweise auch als Laie zu verstehen. Gleiches überträgt sich unweigerlich auf das Miteinander als Ensemble, auch für Jede / Jeden selbst, wenn man sich darauf einlassen mag. Schöne Klangmomente und eine Reise, die man gemeinsam erfährt. 

Bianka S.



 

Ensembleprojekte

 

Liedesdienst­ – ein Kurs für Menschen, die gern singen, jung und alt, Profis und Amateure.

Wir singen Lieder, nach Noten oder nach Gehör, so wie sie überliefert oder komponiert sind. 

Und denken sie tönend weiter, wie unsere Vorfahren es einst getan haben, ohne die es heute gar keine Lieder gäbe. 

Wie sie spielen wir mit Möglichkeiten, entdecken, verwandeln und erfinden dazu – als wär's ein Lied von uns. 

Was könnte noch erklingen außer dem, was wir bereits kennen? So machen wir das Lied zu unserer eigenen Sache und erhalten es lebendig, Vertrautes erscheint uns neu.

©Zukunftsmusik, gees@consoltheather.de

Die ärmste Stadt Deutschlands hat das wärmste Theater: https://consoltheater.de

 

Edukative Projekte und Ideen

Composing Voices – Offenes Ensemble für Vokale Improvisation, Spontankomposition und kollektive Musikerfindung


Aktuelles Projekt: EBENBÜRTIG – schöpferisches und kompositorisches Miteinander auf Ohrenhöhe

Hervorgegangen aus dem gleichnamigen Seminar für Improvisatorische Vokalensemble-Praxis an der HfMT Köln. damals geleitet von Michael Gees und Dagmar Boecker.

Heute sind wir ein unabhängiges Kollektiv mit dem Ziel, eine andere Art des Musizierens in die Welt zu bringen:

Wir haben das Jetzt zum Thema und das einander Hören. 

Unsere Musik ist zukunftsoffen.

Ihr Verlauf ist unvorhersehbar.

Sie lebt aus ehrlichem sich immer wieder neu Einlassen auf das (noch) nicht Wissen.

Wir üben Hören und für möglich Halten.

Wir üben die Art zu musizieren, nicht den unfallfreien Ablauf. Im Gegenteil ist der Unfall,
der oft genug ein Einfall ist, ausgeprochen eingeladen, sich zu ereignen.

Wir verantworten unsere Spontankompositionen gemeinsam.

Wir lassen Ideen und Beiträge gelten.

Wir sind uns einig, dass es nichts gibt, woraus nicht Musik werden kann.

Wir erarbeiten gegenseitige Aufmerksamkeit.

Wir wollen das Konzertleben erfinderisch impulsieren.

Wir sehen kollektive Musikerfindung als exemplarischen Erfahrungsraum für schöpferische Gemeinschaften. 

Wir wollen unsere in Musik erworbenen Kompetenzen, auf das gesellschaftliche Miteinander übertragen. 

Wir betreiben Musik als Selbstermächtigung und Gemeinschaftsbildung.

Viele unserer musikalischen Versuchsanordnungen sind angeregt auch durch auf anderer Ebene wirksame Prinzipien bzw. Gestaltungsideen, etwa durch Permakultur https://de.wikipedia.org/wiki/Permakultur 
oder Meditation.

Dabei beschäftigen uns folgende Fragen: 

– Wie klingt eine Musik, die sich den jeweiligen 'Spielregeln' verpflichtet?

– Wirken sie sich phantasieleitend aus? 

– Können sie auch Zuhörer zur (musikalischen) Selbstwirksamkeit oder Mitwirkung anstiften?

Die COMPOSING VOICES wollen mit Konzert- u. Gesprächsformaten, Workshops, Projekten und Kooperationen Räume eröffnen, impulsgebend wirken und interessierte Menschen teilhaben lassen an der schöpferischen Perspektive ihrer auch für Amateure geeigneten musikalischen Arbeitsweise. 

Kontakt und Anmeldung: Benjamin Hewat-Craw info@benjaminhewatcraw.com

 

 

Symphonie der Arbeit (2015)

Eine Wirklichkeitsbehauptung. 

Vieles ist zu tun: füreinander und für die Welt, in der wir leben wollen. 

Arbeitslosigkeit gibt es nicht: mehr denn je haben wir Anlass, unsere Beziehungen in Ordnung zu bringen und weiterzuentwickeln, das Miteinander zu üben und gemeinschaftsfähig zu werden.

Unter solchen Gedanken war die Symphonie der Arbeit entstanden, eine inszenierte Komposition des selbstbestimmten, miteinander Wirkens im Zusammenklang.

 

Die Tönende Stadt (2021/22)

Eine partizipative musikalische Intervention im (Innen-)Stadtraum Gelsenkirchens. 

Die Tönende Stadt war gedacht als eine Gemeinschaftskomposition ihrer BürgerInnen und Anstiftung zur schöpferischen Selbstermächtigung. Menschen sollten das pluralistisch-demokratische Miteinander im Zusammenklang entdecken. Dazu sollten sie an einem Spätsommerabend in einem definierten Bereich der Gelsenkirchener Innenstadt musizieren und ihre Musiken über 60–90 Minuten zu einem Ganzen verbinden. Nach zwei Anläufen in aufeinanderfolgenden, durch Corona-Lockdowns stark beeinträchtigten Probenjahren musste Die Tönende Stadt schließlich abgesagt werden. 

 

WehWehWeh.HartChor.GE (2025)

Individuell beitragen – Chorisch sprechen – Zusammen wirken 

Wir rezitieren Literatur und eigene Texte zu politischer Schönheit, menschlicher Güte und Wahrhaftigkeit und bringen sie zum Vortrag in unserer Region..

Probe: jeden Dienstag von 17.30 bis 18.30h in der Kellerbar des Consol Theaters

Anmeldung: gees@consoltheater.de

 

 

Erlebnisberichte

Es ist Dienstag, 19.00h. In der Kellerbar des Consol Theaters in Gelsenkirchen kommt das Ensemble Zukunftsmusik zusammen, ein kleiner Chor, dessen Angehörige gemeinsam haben, dass sie nicht Musiker sind und dass sie mehrheitlich keine Noten lesen können. Sie kommen einfach, weil sie gern singen. Unter der pädagogischen und musikalischen Leitung von Gabriele Czeschinski und Michael Gees (am Klavier) erfnden sie ihre Lieder selbst – seit vielen Jahren schon.

Heute sind zwei 'Neue' gekommen, sie haben davon gehört, sagen sie, und sind gespannt, was das ist, 'Zukunftsmusik', und ob das überhaupt geht, Musik erfnden.'Hört uns eine Weile zu und wenn ihr das Gefühl habt, dass ihr mitmachen könntet, dann macht. Es geht, ihr werdet sehen.' 

Und wirklich. Wie durch ein Wunder organisiert sich, was eigentlich in ein Chaos münden müsste. Musik erklingt, als wäre ein wissendes, musikmagnetisches Feld wirksam, in dem jeder eine Stimme hat oder ein Instrument ist. Obwohl es so etwas wie ein Netz oder einen doppelten Boden nicht gibt, keine Tonart, keinen Vorsänger, keinen Groove, keinen Text. 

Stattdessen nur wenige Spielregeln wie zum Beispiel: demjenigen der anfängt erstmal zuhören. Erst einmischen, wenn klar ist, was gemeint ist. Lücken suchen. Erkennbar werden, wiederholen. Nicht zu oft beitragen. Immer wieder aktiv pausieren. Spannung halten, auch im Nichttun. Geduld haben. Gelten lassen. In hörende Beziehung gehen. Einander gut fnden. Nicht aufgeben.Stets wird der Entstehungsprozess vom Klavier aus gestützt, wiederholt und ergänzt, was gemeint sein könnte."So schlecht ist das gar nicht, was ich da gesungen habe" denken dann wohl gerade die beiden noch unsicheren Besucherinnen. 

Woran liegt das? Warum können sie etwas, wovon sie nicht wussten, dass sie es können? 'Weil es nicht darum geht, das eigene Licht leuchten zu machen. Sondern darum, andere gut aussehen zu lassen. Weil wir ein positives Abhängigkeitsverhältnis zueinander haben. Weil wir Klang sind, weil jeder von uns die Melodie seines Lebens in sich trägt. Es ist nicht die Musik, die zukünftig ist. Es ist die Art, zu musizieren.' 

Immer mehr Menschen spüren, dass es auf Phantasie und Geistesgegenwart ankommt und dass gemeinschaftliche Improvisation auch ein soziales Übungsfeld ist für den Aufbau von Gegenseitigkeiten. Aus der 'Kreativität des Demokratischen' (Joseph Beuys) entsteht ein zugleich sozial tragfähiges System, in dem jeder von jedem profitiert und in dem niemand verzichtbar ist, eine künstlerisch inspirierte Ethik des Miteinanders.

Ihre Leitmotive: selber denken –– Vielfalt pflegen –– Daseinsberechtigung anerkennen –– Gegensätzlichkeiten fördern –– vorteilhafte Beziehungen stiften –– im Einzelnen das Ganze sehen –– gegenseitig Hilfe leisten –– kooperieren statt konkurrieren –– verantworten, was man anderen überlässt.

 

Kammermusikalische Improvisation in der Genfer Musikhochschule

Ich bin eingeladen zu einem mehrtägigen Improvisationskurs für Sängerinnen und Instrumentalisten. Vorab hatte ich um eine Liste der TN*innen gebeten, 21 instrumental und vokal bunt gemischte Studierende hatten sich angemeldet. Dabei wollte ich nur maximal 12 TN unterrichten... Kein Problem, hieß es, es kämen höchstens halb so viele, das sei immer so. Von wegen. 20 erwartungsfrohe Gesichter blicken mich an diesem Februarmorgen an, Streicher und Bläser kammerorchestral durchaus reizvoll gemischt – leider nur eine Sängerin. Dafür gleich vier Pianisten, zum Glück und luxuriöserweise stehen in dem (sehr schönen) Seminarraum gleich drei Steinway B-Flügel. 

Ich entschließe mich, von einer zeitraubenden Vorstellungsrunde abzusehen und die TN stattdessen zu bitten, jeweils eine ganz persönliche Musik zu spielen bzw. zu singen, gleichsam sich selbst bzw. ihr Befinden zu musizieren. Zur Unterstützung ihres Selbstbekenntnisses dürfen sie jeweils eine PartnerIn auswählen. Nun ist es für die Genfer Musikstudenten obligatorisch, Improvisation zu belegen, sie haben also keine Angst davor, auch ohne Noten herzhaft aufzuspielen. Gleichwohl spüre ich, dass sie es zumindest ungewöhnlich finden, gleich zu Anfang des Kurses nach ihrer persönlichen Erkennbarkeit gefragt zu werden. Sie sind, wie sie mir beim abschließenden Feedback spiegeln werden, hochgespannt und gewissermaßen auf der Hut. Ich dagegen wundere und freue mich, wie oft sie zu einfachen, allgemein verständlichen musikalischen Mitteln greifen. Wie reibungslos und solidarisch die Partnerwahl verläuft, zumal, wie ich erst im Lauf der Arbeit erfahre, nur wenige einander persönlich kennen. Es ist der Sprung ins Vertrauen, der hier auf Anhieb Musik hervorbringt, die ich in vielen Fällen gerne wiederhören würde. 

Ein Beziehungston ist angeschlagen, der durch den ganzen Kurs hindurchklingen wird. Etwa wenn wir uns einleben in partnerschaftlichen Kontrapunkt und daran auch alle angereihten, fachlichen und persönlichen Fragen lebendig werden. Wer führt? Wer folgt? Immer wieder kippt das Hörbild in sein Gegenteil, wer eben noch sicher war, am Drücker zu sein, findet sich unverhofft im Schlepptau wieder. Oder wir beschäftigen uns mit 'Dirigaten', (Instant Composing) und der Frage nach den Wechselwirkungen. Erklingt die Musik, die der 'Dirigent' zu hören erwartet? Oder spiegelt sein Dirigat das, was in den TN*innen längst vorgestellt ist und ohnehin hat hörbar werden wollen? Wer ist wessen Instrument? Wer ist 'Täter', wer 'Opfer'? 

Wir verbringen viele Stunden mit der Vertonung von Situationen und Zuständen, von 'Bekümmert' bis 'Ausgelassen', von der 'Ballade der Ratlosigkeit' bis 'Einem Kind erzählt', hier kommt mit unserer Sängerin das tönende Wort und seine phantasieleitende Kraft ins Spiel. 

Immer wieder fragen die TN*innen nach 'Tools', um sich vom Diktat des Einfalls zu emanzipieren. Und sind, kaum dass sie eines in Gebrauch haben, zugleich enttäuscht von der stereotypen Formelhaftigkeit vorgefertigter Versatzstücke. Kein Wunder. Es passt eben nichts zweimal. Es gibt kein Rezept für den Geniestreich. Und wenn es eins gäbe, hätte es keinen Sinn, danach zu kochen.

Am Morgen des letzten Tages gibt es Streit. Ich habe den Auftrag erteilt, solistisch zu beginnen und durch das eigene Spiel Beiträge(rInnen) zur Mitwirkung einzuladen. Einer der Pianisten beginnt mit einer durchaus anziehenden, aber weitgehend kompletten, gleichsam undurchlässigen Musik. Vielleicht – wahrscheinlich – zu früh unterbreche ich und bemerke, dass sein Spiel zu wenig Raum lässt. Nun, er wolle schließlich auch einmal einfach seine Musik spielen, sagt er, ärgerlich, es ginge doch um Improvisation und nicht darum, Vorschriften zu befolgen. Mehr zustimmende als mäßigende Kommentare von seiten der anderen. Es droht die Sprengung der Versuchsanordnung. Mühsam verschiebe ich die Diskussion auf die Mittagspause. Aber auch unter vier Augen ist der junge Kollege nur schwer zu beruhigen. Was denn Freiheit anderes sei als die Freiheit von Regeln. Freiheit ist nicht nur das, was man sich nimmt, sage ich, sondern auch das, was man anderen gewährt. Drauf er, zornig, dass er ja gleich gewusst habe, dass ich 'so' einer bin. Gleichwohl erklärt er sich einverstanden mit meinem Vorschlag, am Nachmittag zur abschließenden Open Stage-Runde ein eigenes Projekt zu führen, ganz nach seinen Spielregeln. 

Es wird eine der schönsten, ich möchte sagen, bescheidensten Musiken dieses Nachmittags. Kaum zu glauben. Ausgerechnet er, der am Mittag noch die Fahne der Regellosigkeit hochgehalten hatte, wird in 'seiner' Spontankomposition für Klavier, Streichqartett, Flöte, Horn und Tuba, ('Milky Way', wie er sie nennt) zu einem Stern unter vielen und schafft ein ganz und gar gegenseitigkeitsbetontes, demokratisches, dabei wunderbar filigranes Kunstwerk des Augenblicks. Und ein Beispiel dafür, dass es um einer Gesamtwirkung willen nicht darauf ankommt, selbst zu gelten sondern darauf, gelten zu lassen. Dann läuft's, in der Musik jedenfalls. Und wer weiß, wo noch.

 

Symphonie der Arbeit (23. Juni 2015)

... umso mehr ist Ihre „Symphonie der Arbeit“ im Consol Theater für mich am Freitagabend ein überraschender wie eigenwilliger Lichtblick gewesen. Ich habe Ihre Inszenierung des lustvollen Spiels von jungen und alten Menschen als einen bereichernden Beitrag zum Thema Arbeit erlebt. Allein das Zustandekommen der Aufführung selbst ist ein Beispiel dafür, was Arbeit dem Menschen bedeutet, wenn er sie freiwillig – selbstbestimmt und mitbestimmt – als seinen Beitrag zu einem gemeinsamen Zweck leisten kann. Ihre „Symphonie der Arbeit“ ist ein überzeugendes und beispielhaftes Ergebnis aus dem Zusammenwirken von Individualität und Sozialität. Viele Individuen arbeiteten freiwillig zusammen, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Sie fügten sich als Einzelne ein für eine Sache, die nur im Zusammenspiel mit anderen entstehen kann. Großartig! ...

H. Peter Rose

 

 

 

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